Hier findest du Antworten auf häufig gestellte Fragen zu meinem Training. Deine Frage ist nicht dabei? Dann schreib mir einfach!

Positive Verstärkung ist ein Begriff aus der Lerntheorie. In dieser gibt es vier Lernquadranten, die zeigen, auf welcher Basis Lebewesen lernen. Zwei Quadranten beziehen sich auf die Verstärkung, die dazu führt, dass ein Verhalten in Zukunft öfter gezeigt wird, zwei auf die Strafe, die dazu führt, dass ein Verhalten in Zukunft seltener gezeigt wird:

  • Positive Verstärkung (hinzufügend +): Etwas Angenehmes wird hinzugefügt und das Verhalten in Zukunft häufiger gezeigt. Beispiel: Ein Pferd steht ruhig am Putzplatz und bekommt dafür ein Leckerli. In Zukunft ist es wahrscheinlich, dass es wieder ruhig steht.
  • Negative Verstärkung (wegnehmend -): Etwas Unangenehmes wird weggenommen und das Verhalten in Zukunft häufiger gezeigt. Beispiel: Ein Pferd läuft auf ein Zupfen am Strick los, das unangenehme Zupfen hört auf. In Zukunft ist es wahrscheinlich, dass es wieder prompt losläuft, um das Zupfen zu vermeiden.
  • Positive Strafe (hinzufügend +): Etwas Unangenehmes wird hinzugefügt und das Verhalten in Zukunft weniger gezeigt. Beispiel: Ein Pferd steigt mit Trense und bekommt einen Riss ins Maul. In Zukunft ist es unwahrscheinlicher, dass es mit Trense steigt.
  • Negative Strafe (wegnehmend -): Etwas Angenehmes wird weggenommen und das Verhalten in Zukunft weniger gezeigt. Beispiel: Ein Pferd scharrt am Putzplatz und der Mensch geht samt Futterbeutel weg. In Zukunft ist es unwahrscheinlicher, dass es wieder am Putzplatz scharrt.

Im herkömmlichen Pferdetraining wird meist mit negativer Verstärkung (also Druck und Nachgeben) und positiver Strafe (z.B. Ruck am Zügel/Strick, Stimme erheben, …) gearbeitet. Das funktioniert in vielen Fällen gut, solang sensibel vorgegangen und individuell auf das Pferd eingegangen wird. Training über negative Verstärkung stößt aber bei „Problempferden“ häufig an seine Grenzen. Bei Angst und Stress helfen Druck und Strafe meist nicht weiter. Genau wie ein Mensch mit Prüfungsangst diese bestimmt nicht aus Furcht vor schlechten Noten ablegen kann, hilft es einem ängstlichen Pferd nicht, beim Hufschmied entspannt stillzustehen, wenn man ihm eine körperliche Strafe androht. Allerspätestens wenn dein Pferd die Hufbearbeitung oder medizinische Maßnahmen nicht aushalten kann, lohnt es sich, sich mit der positiven Verstärkung auseinanderzusetzen!

Dabei wird dem Pferd mithilfe von Futterlob erklärt, welches Verhalten erwünscht ist. Bei gutem, durchdachtem Training hat es kaum Möglichkeiten größere Fehler zu machen und wir kommen nicht in die Verlegenheit, falsches Verhalten (negativ) strafen zu müssen. Die Pferde lernen schnell, dass sie beim Training über positive Verstärkung ein Mitspracherecht haben und zeigen sich sehr motiviert. Mit dieser Motivation lernen sie schnell und nachhaltig. Und auch vielen Menschen bereitet diese Form des Trainings große Freude, weil sie ganz ohne Druck, Gewalt und Dominanz auskommt und hilft, das eigene Pferd besser zu verstehen und eine gemeinsame Sprache zu finden.

Weil wir im Training nicht immer neben dem Pferdemaul stehen und das richtige Verhalten genau im richtigen Moment mit Futter belohnen können, nutzen wir ein Markersignal, das dem Pferd anzeigt, dass das gerade ausgeführte Verhalten richtig ist und es gleich Futter bekommt. Ein weitverbreitetes Markersignal ist das Klicken eines kleinen Knackfroschs, des Clickers. Man kann aber natürlich auch mit anderen Geräuschen, bestimmten Worten oder optischen Reizen arbeiten.

Übrigens: Im Training von Zootieren und Hunden ist das Training über positive Verstärkung schon viel verbreiteter als in der Pferdewelt. Wenn ein Elefant oder ein Tiger mit dem Tierarzt kooperieren kann, dann kann das auch jedes Pferd!

Für den Anfang brauchst Du vor allem Experimentierfreude und die Bereitschaft, bisherige Glaubenssätze und Umgangsformen mit Deinem Pferd beiseitezulassen. Ich bringe Dir zu den ersten Trainingseinheiten gerne alles andere mit, was wir benötigen (Clicker, Futterbeutel, Targets, …). Außerdem brauchst Du Belohnungsfutter, das Deinem Pferd schmeckt. Ich arbeite gerne mit Heupellets. Wenn Dein Pferd diese nicht mag oder nicht fressen darf, können wir gern gemeinsam überlegen, welches Belohnungsfutter sich alternativ eignet.

Das Training richtet sich ganz nach den Bedürfnissen von Deinem Pferd und Dir. Ich kann Dich anleiten, mit Deinem oder einem Lehrpferd zu arbeiten oder bei Bedarf auch Dein Pferd ohne Deine Anwesenheit trainieren, zum Beispiel, um es auf medizinische Behandlungen vorzubereiten.

Wenn Du selbst trainieren möchtest und noch keine Erfahrung mit dem Training über positive Verstärkung hast, machen wir zunächst ein paar Trockenübungen, um das Handling zu trainieren, bevor es ans Pferd geht. Mit dem Pferd erarbeiten wir nach der Konditionierung auf den Clicker oder das Markergeräusch grundsätzlich zuerst eine solide Futterhöflichkeit, bevor es an andere Aufgaben geht.

Im Training entscheidet immer das Pferd, was ein angemessener Verstärker ist. In den allermeisten Fällen ist das Futter. Manchmal, besonders bei Fohlen, kann auch ein Kraulen an der richtigen Stelle verstärkend wirken. Kraulen kann aber nicht so effizient und präzise eingesetzt werden wie Futter, daher trainiere ich erwachsene Pferde mit Futterlob. Das Füttern kann auch nicht ausgeschlichen werden, weil das Markersignal ein Versprechen auf eine Belohnung ist. Brechen wir dieses Versprechen zu oft, verliert auch das Markersignal seine Bedeutung. Wenn Dein Pferd ein Verhalten beherrscht, kannst Du beginnen, eine gewisse Dauer aufzubauen und weniger Clicks und Futter zu verteilen als zu Beginn.

Andere brauchen Stick, Strick, Gerte oder Sporen, Clickerer haben einfach immer etwas Futter irgendwo in der Tasche. Und im Notfall wird Dein Pferd auch mal ohne Futter „funktionieren“, keine Sorge 😉.

Ja! Gerade bei schnappigen Pferden kann ein konsequentes Höflichkeitstraining über positive Verstärkung Wunder wirken. Es gibt für den Beginn einige Tricks, zum Beispiel das Höflichkeitstraining mit einer Absperrung durchzuführen. Die Pferde verstehen dann sehr schnell, dass sich schnappen nicht lohnt, freundliches Abwarten aber schon. Und jedes Lebewesen zeigt am liebsten ein Verhalten, das sich lohnt.

Ja! Hier gilt wie bei schnappigen, maulaktiven Pferden, dass wir besonderes Augenmerk auf eine Grundhöflichkeit legen müssen. Dann gibt es verschiedene Ansätze, um dem Pferd zu erklären, Abstände zu wahren. Auch gezielte Entspannung lässt sich über positive Verstärkung gut trainieren.

Kaum jemand steigt von heute auf morgen um. Der Einstieg in das Training über positive Verstärkung heißt auch, Glaubenssätze zu hinterfragen und vielleicht über Bord zu werfen. Das ist ein Prozess, den Du und Dein Pferd in dem Tempo und so weit gehen könnte, wie es für Euch passt. Wenn du Trainingseinheiten mit verschiedenen Methoden klar voneinander abgrenzt, wird Dein Pferd gut verstehen, wann es Futter verdienen kann und wann nicht. Du kannst also zum Beispiel erstmal Medical Training mit dem Clicker machen und trotzdem weiter über negative Verstärkung longieren und reiten, wenn du jeweils klare Rahmenbedingungen schaffst.